Montag, 31. Oktober 2011


Ein so schönes und fröhliches Lichterfest wie Nele und Clara haben Lukas und ich, hier ganz im Süden von Tamil Nadu, nicht erlebt. Wir folgten der Einladung von Vinoth, einem Bekannten aus unserem Projekt, gemeinsam mit seiner Familie Diwali in einem kleinen Dorf in der Nähe von Madurai zu feiern. Liebloses Rumgeböllere der Kinder, langweiliges rumsitzen und einen Vater, der seine Familie wie Bedienstete behandelte, ließen keine Festival Stimmung in uns hoch kommen. Man könnte fast meinen, dass bei uns nicht das Gute über dem Bösen, sondern das Böse über dem Guten gefeiert wurde. Die Armut der Menschen in Indien, von der man tagtäglich umgeben ist, bringt einem noch ein Stück mehr zum Nachdenken wenn man mit Familienprobleme konfrontiert wird, die man als Pauschaltourist eben nicht mitbekommt. Wir sind Vinoth für seine Gastfreundschaft sehr dankbar und haben die Zeit mit ihm dennoch sehr genossen. So haben wir gleich in der Nähe von Vinoths Dorf eine wunderschöne Tempelanlage bestaunen können, in der Hindus ihr heiliges Bad vor dem Fest nehmen.

 



Bereits vor Diwali habe ich ein Video über mein Projekt fertig gestellt, welches ihr euch hier anschauen könnt:





Samstag, 29. Oktober 2011

Happy Diwali!




Hinter mir liegt eine wunderbare kleine Diwali- Zeremonie, voll glueckseliger Kindergesichter, die mit dem Lichtermeer um die Wette strahlten.

Definition von Diwali  aus dem Internet: 
                                    Quelle: http://www.indienaktuell.de/magazin/diwali-indiens-fest-der-lichter-20033
 
Diwali, das oft mehrtägige hinduistische Lichterfest, beginnt immer am 15. Tag des Hindumonats Kartik, und der richtet sich nach dem Lauf des Mondes. Somit liegt Diwali immer Ende Oktober/Anfang November.{...}
Diwali wird in den verschiedenen Gegenden Indiens ganz unterschiedlich gefeiert und hat auch nicht überall die gleichen mythologischen Bezüge. Eines aber ist immer gleich: Es ist ein Fest für den Sieg des Guten über das Böse bzw. des Lichtes über die Dunkelheit und es geht darum, die eigene innere Stärke zu erkennen. Abends werden überall die Fenster der Häuser mit Lichtern dekoriert. Man hängt auch Lampen in Bäume oder stellt Kerzen auf die Dächer. Von Weitem schon sieht man hunderte von Lichtern in bewohnten Gegenden. „Diwali“, eine verkürzte Form von „Deepawali“, bedeutet auch so viel wie „Lichterschwarm“ oder „Anordnung von Lichtern“. Traditionell werden auch neue Lampen gekauft und die alten weggeworfen. Nach der Überlieferung sollen nämlich neue Lampen den Seelen der Toten helfen, ihren Weg ins Nirwana zu finden. Interessant ist, dass Diwali zur gleichen Zeit stattfindet wie unser Halloween oder der Totensonntag, die sich beide traditionsgemäß ebenso mit den Seelen der Toten beschäftigten und bei denen Kerzen oder Lichter eine große Rolle spielen.
{…}
In jeder Hinsicht ist Diwali ein fröhliches Fest. Und ähnlich unserem Weihnachten erhalten die Kinder Geschenke, man zieht seine besten Kleider an, schickt sich gegenseitig Diwali-Karten, besucht Freunde und Verwandte und genießt leckeres Essen uns Süßigkeiten. Happy Diwali!









Mittwoch, 26. Oktober 2011

"Ich bin gut drauf, wie ne´ Horde Kinder ohne Aufsicht…" (Peter Fox)

 Die Oktoberferien sind vorbei und alle Mäuse sind wieder im Ashram eingetrudelt, die kleinen Truhen mit dem persönlich  Hab und Gut  sind wieder gut an ihren Plätzen  verstaut und bergen nun bei manchem stolzen  Besitzer  sogar den einen oder anderen neuen kleinen Schatz, wie einen neuen Bleistift oder ein neues Stück Seife. Mit dem ersten Schultag sind wieder  Zahnlücken und Wackelzähne  zu bewundern, Tränchen durch  "Heile, heile Segen, Morgen gibt es Regen"- Gesänge zu trocknen, Streithähne zu trennen, Raubtiere zu füttern, Dreckspatzen zu schrubben, Tiefschläfer nachts zu wecken, um sie  zum selbstständigen Tolettengang  zu bewegen, Monster zu bändigen, den Clown zu spielen und  als Ziegen zu meckern. Durch "einmal rundum raspelkurz bitte", wird wieder in den Kampf gegen die Läuse gezogen. Durch das Ende des Monsuns bescheren uns die Abende im Moment heftige Gewitter, es regnet rein, gibt kein Wasser und stundenlange Stromausfälle, was den  Abendwahnsinn, der aus zehnminütigem Rumspringen, Schreien, Ausrasten, Ausgelassen- und Fröhlichsein  zu eher weniger heiligem  Kannada-Popsternchen-Singsang, leider ausbleiben lässt,  uns dafür aber intensive, schoene  Momente  des Aneinanderrückens im Kerzenlicht schenkt.















Sonntag, 16. Oktober 2011

"Ich geb` heute kein Interview mehr…"

Von dem Festtagsrummel in Mysore ging es weiter, ins an der Südküste, staubig, heiße und trockenen Vembar, wo die  ruhigen und schönen Tage mit  stündlichen Besuchen bei Marcos fantastischen Chailwalla, Internet- und Wellensurfen verstrichen.






Wer nicht rechtzeitig bucht, muss die Konsequenzen tragen, das merkten wir spätestens als uns Klar wurde, dass wir den größten Teil der nächsten vierzehn Stunden von Vembar nach Bengaluru auf dem Boden des stickigen Zuges eng zusammengekauert, wie in einer Sadienebbückse verbringen sollten. Der Ausländerbonus hilft einem doch nicht immer weiter, so schlugen unsere Fluchtversuche in den reservierten Bereich meistens nach einiger Zeit in der neugewonnen Freiheit fehl, wo unser Betteln und Flehen bei den Sicherheitsleuten und Kontrollören auf taube Ohren stieß.



 




Ausgelaugt und müde verbrachten Clara und wir den Tag bei unseren bekannten Bengan aus Bangalore, wo uns die extreme Gegensätzlichkeit Indiens wieder einmal mehr deutlich wurde. Zunehmend interessiert an dem uns extrem dargebotenem Lebensstil wendete sich das Blatt und wir wurden auf einmal zum Interviewer.
"Geld regiert die Welt" und die von den Medien publizierende Idealvorstellung reich, weiß, heiß hat seine Kreise auch in den Köpfen der Studenten geschlagen:


Wie schafft ihr euern MBA wenn ihr die meiste Zeit mit Shoppen, in westlichen Cafés und mit Party machen verbringt?
"Ich habe euch doch gesagt in Indien lässt sich mit Korruption alles regeln. Ich schreibe grundsätzlich keine Examen und sowieso mache ich das ganze nur für den Namen"

sagt er mit einem schelmischen aber dennoch gelassenen und freundlich Grinsen.
sagt er mit einem schelmischen aber dennoch gelassenen und freundlichen Grinsen.
Das Geld geht nicht an die einzelnen Professoren sondern direkt an die allgemeine Unistiftung in Form einer Donation. Viele Eltern unterstützen die lieben Kleinen auf diesem beschwerlichen Weg gerne mit dem einen oder anderen Rupien.
Wir hatten mit unseren gastfreundlichen Bekannten aus Bengalore eine nette und fröhliche Zeit. Das Revue passieren lassen des Gespräches, hat  uns dann aber doch  nachdenklich  werden lassen, all die existierende Ungerechtigkeit. Dennoch sind wir uns einig, dass uns auch dieses Gespräch bereichert  und uns die Chance gegeben hat einmal mehr zu versuchen die Probleme Indiens zu verstehen.


Nach diesen schönen, aber auch aufwühlenden Stunden  ging es mit dem Bus weiter nach Mangalore und von dort nach Vijayadka zu Nele und Clara ins Ashram , wieder zurück in ein Leben, in dem das Geld wahrscheinlich eine genau so große Rolle spielt, jedoch durch sein nicht Vorhandensein und die viele harte Arbeit für eine bessere Zukunft….wer weiß vielleicht auch für eine bessere Zukunft Indiens.



Samstag, 8. Oktober 2011

My Brain Is Still "Delhi" Like Mysore

 Der Zug fährt in den Bahnhof  ein, die aufsteigende Sonne verspricht ein paar verheißungsvolle Tage in einer neuen Stadt Indiens. Noch sind die Straßen leer, doch das sich  in den Morgenstunden langsam herausputzende und feinmachende Mysore steht  schon in den Stadtlöchern für  das uns erwartende Massenspektakel. 
Frauen die mit Reisigbesen die Straßen kehren, der überall brodelnde  Chai , unzählige Blumengirlanden und vereinzelnde, verschlafene Backpacker auf der Suche nach einem halbwegs preiswerten Hotelzimmer in der völlig ausgebuchten Stadt. Nachdem wir uns und den Tag mit ein paar Poori, dem üblichen Chai und einem Besuch im Ashram begrüßten, machten wir zwei uns auf um uns in den Trubel der Märkte zu stürzen.
Die wunderbar richenden Öle, Blumen, Früchte und gemahlenden bunten Farben reizen unsere Sinne und unterstreichen einmal mehr das Glücksgefühl in den Zauber Indiens zu zweit eintauchen zu dürfen. Die Tage verbringen wir mit dem Essen von Papaya, über die Märkte schlendern, viel Lachen und dem Austausch von neuen Geschichten aus unserem indischen Leben. Die warmen  Tage lassen  wir mit den anderen Freiwilligen auf der Dachterrasse des Hotels oder im Park im Lichterschein des erleuchtenden Mysorepalast ausklingen, der mit Touristen und Menschen aus ganz Indien überseht ist
 
    
Den am Donnerstag stattfindenden Umzug, vom Palast beginnend und sich mit tanzenden, bunten Figuren, Umzugswagen und geschmükten Elefanten  durch die Stadt banend, beobachten wir von dem Dach eines Buses aus, was uns eine wunderbare Sicht über das Fest, aber vorallem auch über die Extase in der Menschenmenge  ermöglicht. Es ist heiß, die Sonne knallt, alles ist dichtgedrängt, die Polizei hält die Masse mit Schlagstöcken zurück. Baumkronen und Strommässte werden bezwungen, um keinen vorbeiziehenden Wagen zu verpassen.
Nach dieser wunderbaren und aufregenden Zeit verbringen wir mit Clara nun ein paar Tage in Thoothukudi in Marcos Projekt, bevor wir gemeinsam auf einen kurzen Abstecher zu Nele ins Shanti Ashram fahren. Ruhetanken, bis es in einem Monat dann weiter geht, Indien angucken.