Freitag, 30. März 2012



Über Delhi führte uns unsere Route nach Calkotta, das heutige Kolkata. Als unsere vom Großstadtleben Delhis erschöpften und müden Augen durch die Fensterscheiben des Taxis, das nächtliche Treiben auf den Straßen streiften, waren wir beide, wenn auch unausgesprochen ziemlich bedrückt und eingeschüchtert. Würden wir es hier die nächsten Tage aushalten? Als wir am nächsten Morgen jedoch einen Schritt aus der Hoteltür in die Fremde wagten, sah die Welt, die ja im Dunkeln bekanntlich ohnehin viel schwärzer, beängstigender und bedrohlicher wirkt, schon ganz anders aus. Als dann Franzi, Marco und Marcos großer Bruder Allessandro ankammen, wir zusammen unseren ersten Chai aus den kleinen Tontassen tranken, leckere Chinanudeln vom Straßenstand aßen und ein so heruntergekommenes wie auch orgineles Backpacker Hostel fanden, schlug die nächtliche Erschöpfung und Bedrückung schlagartig in euphorische Begeisterung um, die sich, seit dem durch unsern ganzen Aufenthalt in Kolkata zog. So entpuppte sich Kolkata zu der von mir bis jetzt besuchten, indischen Lieblingsstadt. All die Impressionen haben es geschafft, mich nach acht Monaten Indien noch einmal wirklich sprachlos zu machen und ein Gefühl dessen aufkommen zulassen, das indische Leben noch einmal neu zu entdecken. Die Tage verstrichen im netten Zusammensein mit einer völlig neuen Gruppenkonstellation. All die Essensstände am Straßenrand versorgten uns mit all dem was unsere Herzen begehrten, so blieb es meist nicht bei einem Gericht, weil es einfach so viel Spannendes und Leckeres zu probieren gab. Wir besuchten die angeblich meist befahrendste Brücke der Welt, von der aus wir das bunte Treiben des „flower markets“ bestaunten, drängten uns durch den Früchtemarkt, auf dem wir an einer Bananen-Versteigerung vorbei gingen, klickten die obligatorischen Fotos vor dem Victoria Memorial und besuchten das Mutter Theresa Convent. Vor allem aber gingen wir es ruhig an, liefen durch die Straßen und versuchten so viel wie möglich von der, für uns so charmanten Stadt mit zunehmen.

Von Kolkata ging es nach Bangalore, von wo aus Matthi seinen Rückflug nach Hamburg antrat und ich über einen Zwischenstop für ein Seminartreffen mit den Freiwilligen meiner Oraganisation in Kundapura weiter und wieder zurück zu meinen Kindern ins Ashram fuhr.Ich habe die Zeit mit meinem Zwillingsbruder sehr genossen.
 
Von Delhi aus weiter nach Agra, wo Matthi und ich die Chance war nehmen durften uns das atemberaubende Taj Mahal anzusehen. Mit dem Sonnenaufgang machten wir uns auf den Weg um den Schlangen von Besuchern aus aller Welt zu entkommen und den monumentalen Liebesbeweis von allen Seiten auf uns einwirken zu lassen und zu bestaunen.












Besonders Matthi sollte das HOLI Festival nicht so schnell vergessen, so lief der Junge noch einige Tage mit einem pink gefärbten Gesicht und roten Haaren durch die Weltgeschichte, besser durch Indien und noch besser durch die indische Hauptstadt. Matthi und ich verbrachten vier Tage in Delhi, wo vor allem Sightseeing auf dem Pogramm stand, Regierungsgebäude, Red Ford, Tempelkunst , India Gate, die bewegende Denkmalstätte Gandhis, das National Musem. Wir ließen das große Delhi auf uns wirken. Das Großstadtleben mit all den glänzenden Kolonialbauten,den Fahrradrikschas,den hölzernen Verkaufswagen, aber auch mit seiner unschönen Wahrheit, all die Betrügereihen, den Überlebenskampf auf der Staße, als Fisch im Haifischbecken, jeder Tourist ein Anker in der Not...










Mittwoch, 28. März 2012

Holi in Hampi (1/2)



















Vom Ashram ging es weiter nach Hampi. Ruinen, Tempel, Überbleibsel einer anderen indischen Zeit, Felsen, Steine, Reisfelder, badende Elefanten, freche Affen.
In Hampi stieß Marco zu uns und als ob das kein Grund zur Freude genug wäre, durften wir feststellen, dass das HOLI Festival in eben diesen Tagen, in denen  wir dort waren, in Hampi stattfinden sollte. So kam es, dass Hampi am 9. 3. kunterbunt gefärbt war. Farbenpracht, Schweiß, Trommelschläge, eine sich rhythmisch, in Trance und Euphorie bewegende Menge, eine große bunte Einheit und wir drei mittendrinn.















Die Tage im Ashram sollten die intensivsten für meinen Bruder und mich werden. Sechs Tage, die heller nicht hätten sein können. Oh, wie stolz ich auf den Jungen bin, der für all die strahlenden Kinderaugen, all die Freude und all das Lachen sorgte. Von der ersten Sekunde an krempelte Matthi die Hemdsärmel hoch und packte mit an, schleppte Wassereimer, Reissäcke und Feuerholz, half in der Küche, molk die Kuh, wusch Kinderkleidung, reinigte den Brunnen, versuchte sich bis in die Nacht mit neuer Lernpädagogik um den Kindern Mathe näher zu bringen. Jedoch sollte auch die Ausgelassenheit, Spiel und Spaß in den sechs Tagen nicht zu kurz kommen, unermüdlich trug er die aufgekratzten, glücklichen Kinder durch die Gegend, spielte Fussball und führte  Seilspringen und  Vollyball ein. In Windeseile verschaffte er sich einen Platz im Herzen aller Kinder und der aller Schwestern. In diesen hellen Tagen überwog das Kind-sein-dürfen, all die Normen und Regeln wurden hinten angestellt. Die Kinder werden Matthi nicht so schnell vergessen, fragen sie doch jeden Tag nach ihrem „uncle“.
Es schien als habe sich in den sechs Tagen ein Ring ums Ashram geleget, der all die Harmonie und das friedliche Leben im Inneren auf Zeit schütze und keine schlechten Energien, die raue Welt nicht herein liess.