Sonntag, 16. Oktober 2011

"Ich geb` heute kein Interview mehr…"

Von dem Festtagsrummel in Mysore ging es weiter, ins an der Südküste, staubig, heiße und trockenen Vembar, wo die  ruhigen und schönen Tage mit  stündlichen Besuchen bei Marcos fantastischen Chailwalla, Internet- und Wellensurfen verstrichen.






Wer nicht rechtzeitig bucht, muss die Konsequenzen tragen, das merkten wir spätestens als uns Klar wurde, dass wir den größten Teil der nächsten vierzehn Stunden von Vembar nach Bengaluru auf dem Boden des stickigen Zuges eng zusammengekauert, wie in einer Sadienebbückse verbringen sollten. Der Ausländerbonus hilft einem doch nicht immer weiter, so schlugen unsere Fluchtversuche in den reservierten Bereich meistens nach einiger Zeit in der neugewonnen Freiheit fehl, wo unser Betteln und Flehen bei den Sicherheitsleuten und Kontrollören auf taube Ohren stieß.



 




Ausgelaugt und müde verbrachten Clara und wir den Tag bei unseren bekannten Bengan aus Bangalore, wo uns die extreme Gegensätzlichkeit Indiens wieder einmal mehr deutlich wurde. Zunehmend interessiert an dem uns extrem dargebotenem Lebensstil wendete sich das Blatt und wir wurden auf einmal zum Interviewer.
"Geld regiert die Welt" und die von den Medien publizierende Idealvorstellung reich, weiß, heiß hat seine Kreise auch in den Köpfen der Studenten geschlagen:


Wie schafft ihr euern MBA wenn ihr die meiste Zeit mit Shoppen, in westlichen Cafés und mit Party machen verbringt?
"Ich habe euch doch gesagt in Indien lässt sich mit Korruption alles regeln. Ich schreibe grundsätzlich keine Examen und sowieso mache ich das ganze nur für den Namen"

sagt er mit einem schelmischen aber dennoch gelassenen und freundlich Grinsen.
sagt er mit einem schelmischen aber dennoch gelassenen und freundlichen Grinsen.
Das Geld geht nicht an die einzelnen Professoren sondern direkt an die allgemeine Unistiftung in Form einer Donation. Viele Eltern unterstützen die lieben Kleinen auf diesem beschwerlichen Weg gerne mit dem einen oder anderen Rupien.
Wir hatten mit unseren gastfreundlichen Bekannten aus Bengalore eine nette und fröhliche Zeit. Das Revue passieren lassen des Gespräches, hat  uns dann aber doch  nachdenklich  werden lassen, all die existierende Ungerechtigkeit. Dennoch sind wir uns einig, dass uns auch dieses Gespräch bereichert  und uns die Chance gegeben hat einmal mehr zu versuchen die Probleme Indiens zu verstehen.


Nach diesen schönen, aber auch aufwühlenden Stunden  ging es mit dem Bus weiter nach Mangalore und von dort nach Vijayadka zu Nele und Clara ins Ashram , wieder zurück in ein Leben, in dem das Geld wahrscheinlich eine genau so große Rolle spielt, jedoch durch sein nicht Vorhandensein und die viele harte Arbeit für eine bessere Zukunft….wer weiß vielleicht auch für eine bessere Zukunft Indiens.



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